Hallo aus Cagliari!
Ein Segler oder Skipper muss verdammt viele Rollen an Bord besetzen und eine Menge Fähigkeiten besitzen. Unbedingt gefragt sind Wissen und handwerkliches Geschick ebenso wie körperliche und mentale Fitness. Torsten muss als Captain an so viele Dinge denken, auch Ersatzteile müssen unbedingt noch alle an Bord und die Bord-Apotheke wird momentan zu einem Mini-Krankenhaus. Sicher ist sicher.
Ein Captain ist Navigator, Hausmeister, Handwerker, Techniker, Elektroniker, Mechatroniker, Maschinenbauer, Meteorologe, Informatiker, Sanitäter, Werkstoffexperte, Bootsbauer und Segelmacher aber auch Schwimmer, Taucher, Astronom und Ozeanograf.
Gerade vor unserer Reise in die Karibik wird uns das bei unseren Vorbereitungen täglich bewusst. 100% perfekt fühlt man sich nie bei einem 15 Tonnen Schiff mit so viel Technik an Bord wie Generator, Water Maker, Waschmaschine, Trockner, Lithium Ionen Batterien, Kühlschränke etc…. es ist komplex. Wir haben Ersatzteile geordert, machen Updates und Seminare, viele Pakete sind für uns auf dem Weg nach Mallorca und nach Gran Canaria.
Wir alle müssen auf See viele Rollen erfüllen. Umfassend kompetent fühlt sich folglich kaum jemand. Selbstzweifel helfen aber auch nicht weiter. Was tun?
Vor allem aber: Lasst Euch beim Segeln nicht von den Erwartungen vermeintlicher Könner überfrachten. Denn das kann unsicher machen, lässt Leidenschaften vergessen, steigert den Druck, Fehler vermeiden zu müssen, und führt zu Versagensängsten. Lasst Euch lieber auch von Fehlern berichten – vor allem von denjenigen Seglern, die mit Offenheit und Bereitschaft darangehen, dass Fehler passieren und dass man ihnen auch etwas Positives abgewinnen kann. Fehler als Chance zu begreifen führt zu mehr Zufriedenheit.
Es wird fast immer jemanden geben, der in einer der oben genannten Rollen besser und kompetenter ist als man selbst. Aber jeder hat irgendwo Defizite, blinde Flecken.
Deshalb: Don’t worry,be happy!
PS: Zu viel Nachdenken hält vom eigentlichen Vorhaben ab. Also übt Euch im Loslassen! Gebt der Freiheit, dem Abenteuer und dem Lernen eine Chance. Nicht alles muss geplant, erledigt und mit Eins plus gemeistert werden. Denn ein gewisses Restrisiko bleibt stets.
Boris Herrmann beschreibt es in seinem Buch „Allein zwischen Himmel und Meer“ wie folgt: „Es lohnt sich, alles zu versuchen, um einen Lebenstraum zu verwirklichen. Die Hürden sind hoch, die Risiken zahlreich. Aber das größte Risiko wäre, es nicht zu versuchen.“
Ende August kehrt hier auf Sardinien langsam wieder Ruhe ein und man kann wieder ungestört in den Buchten liegen und in der Lieblings-Trattoria ohne Reservierung auftauchen. Wir sind ab heute Richtung Südwesten von Sardinien unterwegs treffen einige Freunde vor Anker und werden dann nächste Woche mit 2 Freunden aus München Richtung Menorca und Mallorca segeln. Wir freuen uns sehr auf die Balearen und natürlich Paella etc… Außerdem werden wir einige richtig große Feste mit alten Freunden feiern. Der Abschied vom Mittelmeer wird uns so hoffentlich leichter fallen. Ende September soll Ambra dann schon ab Gibraltar in den Atlantik segeln. Es ist noch ein weiter Seeweg bis dahin, aber das Atlantik Crossing Team hat so noch ein paar Wochen Zeit zusammen zu wachsen….